Bis vor knapp 8 Jahren war Wim Verdonschot ein Teil der Brandenburger Tischtennisfamilie.

Mittlerweile schlägt der großgewachsene 18-Jährige sogar für die deutsche Jugendnationalmannschaft auf und trainiert Seite an Seite mit Spielern wie Dimitrij Ovtcharov oder Dang Qiu im DTTZ in Düsseldorf.

Wir konnten uns mit Wim unterhalten und zurückschauen auf seine Zeit in Brandenburg, seinen Wechsel nach Nordrhein-Westfalen, wie er es mit 17 Jahren dann doch noch in die Jugend-Nationalmannschaft geschafft hat, wie sein erstes halbes Jahr als Profi im DTTZ war und welche Ziele er für die Zukunft hat. 😊

Hallo Wim, schön, dass du dir für uns Zeit nimmst. 😊

Wann hast du eigentlich mit Tischtennis angefangen?

Angefangen habe ich mit 4 Jahren, da mein Vater auch aktiv bei Falkensee gespielt hat und mich da ab und an mit zum Training genommen hat.

Da hast du tatsächlich was mit Timo Boll gemeinsam. 😉 Wie sah denn damals deine Trainingssituation aus?

Ich habe 2 mal wöchentlich trainiert. Einmal die Woche hat mein Trainer mit mir Balleimertraining durchgeführt und das zweite Mal trainierte ich mit Mitspielern vom SV Falkensee-Finkenkrug.

Bekanntermaßen warst du dann auch sehr früh Landeskaderspieler. Kannst du dich noch an deine Anfänge im Stützpunkttraining erinnern?

Ja. Seitdem ich 8 Jahre alt war, bin ich immer mittwochs zum Stützpunkttraining nach Hohen Neuendorf gefahren. Dort habe ich dann mit dem Landestrainier, Uwe Beyer, trainiert.

Du konntest bereits in jungen Jahren tolle Erfolge erzielen. Hattest du damals schon Ambitionen ein so guter TT-Spieler zu werden?

Ja, dadurch, dass ich es bis zur 3. Stufe der DTTB-Talentsichtung geschafft habe und im TTVB erfolgreich war, wusste ich, dass da mehr möglich ist. Aber, dass ich mal in der Nationalmannschaft spiele, war natürlich nur ein Traum, der lange Zeit erst einmal auch ein Traum blieb.

Du bist 2016 im Alter von 11 Jahren, aufgrund einer beruflichen Veränderung deiner Eltern, nach Schwerte, dass in Nordrhein-Westfalen liegt, umgezogen. Wie wurdest du damals im Westdeutschen Tischtennis-Verband aufgenommen und was hatte sich für dich geändert?

Ich wurde vom WTTV-Kader gut aufgenommen und von Stephan Schulte-Kellinghaus, Daniel Gerhards, Christine Mettner und Johannes Dimmig besonders gefördert.
Mit Marko Panic hatte ich in meinem Verein einen guten Trainingspartner gefunden, der damals auch noch besser war als ich, und dessen Vater mich auch trainierte.

Wie sah dein Trainingsumfang in den ersten Jahren beim WTTV aus?

Ich habe anfangs 3 bis 4 mal die Woche unter sehr guten Bedingungen 2 – 2,5 Stunden trainiert. Das war also ein wenig mehr als in Brandenburg, aber noch recht human, wenn man meine späteren Umfänge zum Vergleich nimmt.

Hast du beim WTTV auch gleich zu den besten Spielern gehört?

Anfangs lief es bei den Jungen 13 ganz gut. Dort wurde ich im letzten U13-Jahr Ranglistensieger. Im 1. A-Schülerjahr war ich aber z.B. bei der Top12-Rangliste nur Fünfter. Die Konkurrenz war schon sehr stark, so dass ich es schwer hatte, so wie in Brandenburg zu dominieren.

Wie hast du es geschafft, dass du dann jetzt nicht nur einer der besten Spieler im WTTV bist, sondern auch im DTTB?

Während einer Verletzung im Jahre 2017/18 ist mir klar geworden, dass es, um einer der Besten im WTTV oder auch DTTB zu werden, nicht reicht, nur drei- bis viermal pro Woche zu trainieren und in der Freizeit Playstation zu spielen. Vielmehr musste ich meinen vollen Fokus auf das TT-Training legen und mir in jeder Trainingseinheit den Arsch aufreißen. Ab dann habe ich täglich trainiert, freitags sogar zweimal.

Die harte Arbeit wurde dann mit der Zeit auch belohnt. Was waren deine größten Erfolge in den letzten Jahren?

Der größte Erfolg ist sicherlich der 3. Platz bei der Jugend-EM mit der Deutschen U19-Mannschaft im Juli 2023. Im Einzel war es der 3. Platz beim DTTB Top12-Turnier U19 im Jahr 2023 sowie jetzt natürlich ganz aktuell der Achtelfinaleinzug bei der U21-Europameisterschaft.

Kurz nach deinem 17. Geburtstag hast du erstmals für die Jugendnationalmannschaft ein internationales Turnier spielen können. Nur wenige Wochen später stand mit der Jugend-EM dein 1. Internationales Highlight an. Wie ist es für dich, so weite Wege für die Turniere auf dich zu nehmen?

Ich denke, die weiten Wege sind kein großes Problem, schließlich will ich mich ja ständig weiterentwickeln und deswegen muss ich das in Kauf nehmen. Die EM war definitiv das Highlight des Jahres. Es war mir eine Ehre, Deutschland repräsentieren zu dürfen und natürlich hoffe ich, dass ich auch in diesem Jahr nochmal bei der Jugend-EM dabei sein darf.

Seit dem Wechsel zum BVB im Jahr 2020, hast du dich nochmal enorm steigern können. Liegt das an den guten Trainingsbedingungen in Dortmund?

Ja, auf jeden Fall. Seitdem ich in Dortmund bin, konnte ich mich in allen Belangen steigern. Das liegt besonders an den Trainingspartnern, wie z.B. Erik Bottroff, Qi Wencheng und Evgeny Fadeev, teilweise auch Dennis Klein und Kirill Fadeev. Dafür all den Genannten auch noch einmal ein großes Dankeschön :)!
Auch meine Einsätze als Stammspieler in der Regionalliga und Ersatzspieler in der 2. Bundesliga haben mich natürlich nach vorne gebracht.

In dieser Saison konntest du in der 2. Bundesliga in 5 Einsätzen mit einer 6:2 Bilanz absolut überzeugen. Würdest du sagen, du bist in dieser Liga mittlerweile schon angekommen?

Ob ich in der Liga angekommen bin, kann ich jetzt noch nicht sagen. Natürlich lief die Hinrunde für mich mehr als gut, aber ich denke, das wird sich erst nach der Rückrunde zeigen.

In der kommenden Saison könnten sogar die ersten Einsätze in der TTBL möglich sein. Schließlich ist die 1. Mannschaft deines Vereins aktuell Tabellenführer der 2. Liga und hat den Aufstieg fest im Visier. Wie stehen deine Chancen, im nächsten Jahr ein Teil dieser Mannschaft zu sein?

Es ist recht schwer dazu etwas zu sagen. TTBL hört sich natürlich verlockend an, aber ich bin noch unentschlossen, ob es nicht doch ein oder zwei Jahre zu früh ist.

Du lebst jetzt seit August als Profi in Düsseldorf. Wie waren für dich die ersten Monate? Welche besonderen Erfahrungen hast du gemacht?

Ich muss sagen, die ersten Monate waren perfekt. Ich wurde super aufgenommen. Ich verstehe mich mit allen super. Ich trainiere sowohl in der Gruppe mit den Herrennationalspielern als auch mit der Damennationalmannschaft. Desweiteren trainiere ich natürlich auch viel mit meinen Jugendnationalmannschaftskollegen André Bertelsmeier, Lleyton Ullmann und Tom Schweiger. Zurzeit trainiere elfmal pro Woche, davon ist zweimal Krafttraining.

Du bist gerade erst wieder heimgekehrt von der U21-Europameisterschaft. Viel wurde dir und deinen Nationalmannschaftskollegen nicht zugetraut. Am Ende hast du dich im starken Teilnehmerfeld durch zwei Gruppenphasen durchgeboxt und bist dann erst im Achtelfinale gegen den zwei Jahre älteren TTBL-Spieler Marciej Kubik ausgeschieden. Dabei hast du sogar 3:1 geführt und am Ende nur knapp mit 3:4 verloren. Kannst du uns ein bisschen vom Turnier erzählen?

Ich bin ohne Erwartungen ins Turnier gegangen. Ich habe jedes Spiel versucht, mein bestes Tischtennis zu spielen. Das konnte ich auch im Großen und Ganzen. Gegen Kubik wäre mehr drin gewesen – aber okay. Jetzt weiß ich, dass ich auf diesem Niveau spielen kann und das ist auch sehr viel wert. Im Mixed und Doppel lief es auch sehr gut. Ich war also mit meiner Leistung mehr als zufrieden.

Zum Abschluss erlaube uns noch folgende Frage: Hast du noch Kontakte nach Brandenburg oder sogar Falkensee? Und verfolgst du noch das Geschehen beim TTVB oder in Falkensee?

Kontakt habe ich eigentlich nur noch zu Marcel Haustein von Falkensee. Ansonsten schaue ich mir immer gerne die YouTube-Videos auf dem TTVB-Kanal an und bleibe dadurch informiert.

Vielen Dank für deine Zeit und die interessanten Antworten Wim!